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Deer Tick: Vol. 1 & 2 (Review)

Artist:

Deer Tick

Deer Tick: Vol. 1 & 2
Album:

Vol. 1 & 2

Medium: CD/Download
Stil:

Americana / Garage

Label: Partisan / PIAS
Spieldauer: 38:12 + 41:23
Erschienen: 15.09.2017
Website: [Link]

Janusköpfiger geht es nicht: DEER TICK, bekannt für ihren pastoralen, beizeiten staubigen US-Folk, täuschen mit diesem Doppelalbum zunächst vor, sie würden lediglich wieder ihren Schuh herunterspielen - was sie in Anbetracht von "Vol. 1" auf hohem Niveau tun -, bevor sie, nachdem der konservative Fan das Zuckerbrot verzehrt hat, die Peitsche auspacken. "Vol. 2" entspinnt sich im Zuge der zarten Töne der ersten Scheibe nämlich als teils sehr krachige Classic-Rock-Scheibe, die scheinbar von einer Indie-Kapelle in einer Garage eingespielt wurde.

Das Gute daran? Dieses "Experiment" funktioniert hervorragend, weil mit Vordenker John McCauley in allen Tracks eine charismatische Stimme zu hören ist und die Stimmung im Lauf der 20 ohne Ausfall aus der Anlage dringenden Tracks nicht krass umschlägt. So ruppig es in der zweiten Halbzeit auch zugehen mag: "Vol.1" und "Vol. 2" klingen immerzu nach McCauleys Heimat Tennessee, auch wenn die Mitglieder auf Rhode Island leben.

Alles beginnt in 'Don't Hurt' mit schepperndem Uff-tata-Schlagzeug wie eine aussichtsreiche Einleitung, und tatsächlich wird man nicht enttäuscht, gleichwohl die folgenden neun Songs sachte bleiben. Man hört oft mit mindestens einem Ohr auf die narrativ gehaltenen Texte, vor denen das Instrumentale dann beinahe verblasst. In jedem Fall ist die Musik stark auf den Gesang zugeschnitten.

Das gilt auch für das mit dezent mediterranen Vibes ausgestattete 'Card House' oder die kurze, leutselige Ballade 'Rejection'. DEER TICK liebäugeln via 'Cocktail' nicht nur wegen des Titels mit Bar-Jazz, und John mimt in 'Hope Is Big' den Dylan mit Mundharmonika bzw. Klavier. Trotzdem ist der Doppeldecker keine Referenzhölle, sondern wie gesagt immer als DEER TICKs Erzeugnis identifizierbar.

Dem widerspricht nicht, dass später 'Look How Clean I Am' wie Dinosaur Jr. ohne Krach anmutet oder im sanft mit Orgel unterlegten 'Doomed From The Start' wie ein näselnder Kurt Cobain gelitten wird. Das 'End Of The World' ist aber kein solches im wörtlichen Sinn, sondern just der Punkt, an dem der Silberstreif am Horizont aufblitzt. Diesen Eindruck erwecken chorische Einsprengsel genauso wie das ironisch schnoddrige 'S.M.F.' (steht für "shitty music festival").

Oft croont der Frontmann wie Iggy Pop (hört mal den Honky-Tonk-Stampfer 'Tiny Fortunes'), weshalb MC5 oder The Stooges als Vergleiche nicht allzu fern liegen. Nichtsdestoweniger wirkt das Quartett um den frischgebackenen Ehegatten und Vater nicht mehr jugendlich übermütig, was auch vermessen wäre angesichts des Alters der Mitglieder. Nein, hier hört man eine authentische Band, die ihre Reife nicht krampfhaft betonen muss, sondern schlichtweg über aussagekräftige Kompositionen auslebt.

FAZIT: Toller Zwitter aus versonnenem Folk und überwiegend sonnigem Rock mit so einigen Songs, die auch Josh Homme oder Dave Grohl auf ihren jeweils aktuellen Platten gut gestanden hätten. DEER TICKs John McCauley ist und bleibt ein Sympathieträger und herausragender Songwriter, dessen Tugenden sich endlich mal auf breiter Ebene bezahlt machen müssten.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2632x gelesen, veröffentlicht am )

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12 Punkte
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Tracklist:
  • Sea Of Clouds
  • Card House
  • Doomed From The Start
  • Hope Is Big
  • Cocktail
  • Me And My Man
  • End Of The World
  • Limp Right Back
  • Rejection
  • Don't Hurt
  • Jumpstarting
  • Look How Clean I Am
  • It's A Whale
  • Tiny Fortunes
  • Sloppy
  • Wants / Needs
  • S.M.F.
  • Pulse
  • Mr. Nothing Gets Worse

Besetzung:

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